Teil I – Rom

Am Freitagabend wagten wir das Abenteuer Nachtzug. Viel zu warm angezogen, weil es im ICE häufig sehr kalt ist, stiegen wir in den Nightjet. Anfangs war es super heiß, die Klimaanlage machte wohl Probleme. Wir wurden herzlich begrüßt, bekamen kaltes Wasser und später auch Cola bzw. Apfelsaftschorle. Nach einigen Kilometern mit geöffneten Fenster funktionierte auch die Klimaanlage. Wir hatten ein 4er-Abteil, das früher wohl ein 6er-Abteil war, für uns. Ich weiß nicht, wie sechs Personen mit Gepäck dort früher Platz hatten. Für uns war genügend Platz und wir mussten auch keine schweren Koffer nach oben wuchten.

Ab 21 Uhr war dann Nachtruhe, d. h. es gibt keine Durchsagen mehr und die Zugbetreuer kamen nicht mehr vorbei, bis sie am Morgen das Frühstück servierten. Einschlafen war trotzdem herausfordernd, zumal für alle über 1,90 m. Ab 1,85 m ist strikte Embryonalhaltung erforderlich.

Ich musste ständig an alte Filme denken, in denen viel im Schlafwagen gereist wurde. Unser Liegewagen stammte wohl auch aus dieser Zeit. Wie schade, dass die Bahngesellschaften seit dem nicht mehr in Schlafwagen investiert haben. In Flugzeugen gibt es sehr bequeme Lösungen … immerhin hat die ÖBB für nächstes Jahr neue Züge angekündigt. Im Großen und Ganzen haben wir dann aber doch gut geschlafen. Tipp für alle, die es auch mal versuchen wollen: Kopfkissen mitnehmen, das der Bahn ist winzig. Das italienische Frühstück war OK, der Kaffee sogar gut. Kurz nach 9 Uhr kamen wir in Rom pünktlich und gesund (es wurde gleich Fieber gemessen) an.

Nach einigen Schwierigkeiten, das Bussystem (inkl. Tarifstruktur) zu verstehen, kamen wir im Hotel an. Es liegt im Stadtteil Travestere, in dem die Römer gerne Essen und Party machen. Die vielen Graffiti erinnerten an Berlin, leere Flaschen daran, dass wohl auch jetzt ordentlich gefeiert wird. Durch zwei ziemlich schäbige Nebenstraßen kamen wir zum Eingang des Hotels. Die Tür wurde geöffnet und man trat in eine andere Welt: Höfe mit Orangenbäumen, um die herum die Zimmer angeordnet waren. Das Frühstück nahm man idyllisch unter den Bäumen zu sich.

Eine Insel der Ruhe und Gelassenheit und doch in Laufnähe vieler Sehenswürdigkeiten.

Am Nachmittag zogen wir los zur Engelsburg. Es ging auf einen Hügel hinauf, wo wir auf Rom schön herabsehen konnten.

Vorbei an Kriegerdenkmälern und dem botanischen Garten der Universität ging es hinunter zum Tiber und dann zur Engelsburg. Dort war eine Schlange von vielleicht 20 Personen. Eigentlich nicht viele, aber es ging recht langsam voran, weshalb wir beschlossen, den Besuch der Engelsburg auf Montagmorgen zu verschieben. Insgesamt war Rom nicht leer, aber im Vergleich zu normalen Zeiten eher gemütlich. Ein leckeres Abendessen in einem Restaurant von unserem Hotel aus um die Ecke rundete den Tag ab.

Am nächsten Tag machten wir uns auf zum Kolosseum. Dort hatte man auf stundenbezogenen Einlass umgestellt. (Etwas) Schlangestehen musste man dennoch, aber so war es für die Veranstalter leichter, die Besucherzahlen deutlich zu reduzieren. Maske tragen war wie immer vorgeschrieben und auch hier wurde wieder Fieber gemessen, aber ansonsten hatte man als Besucher eher den Eindruck, einen ruhigen Tag im Kolosseum erwischt zu haben. Nach dem Besuch war es Mittag geworden und wir beschlossen, das Forum Romanum auf Spätnachmittag zu verschieben. ‌‌Da man für Mittagessen nicht reservieren musste und es eben ruhiger als sonst war, hatten wir die Auswahl. Eigentlich kann man kaum etwas falsch machen, wenn man nur etwas abseits der großen Touristenfallen bleibt – Italiener essen einfach gern und gut.

Nach unserer Ruhepause gingen wir etwas spät los. Überall in der Stadt gab es viele Straßenmusiker, lebende Statuen und Straßenhändler – alles wie immer. Leider gab es zu den Eingängen des Forum Romanum auch keine vernünftige Beschilderung, aber dafür Baustellen, sodass wir schließlich fast alles von außen gesehen hatten, als wir am bereits geschlossen Eingang ankamen.

Nun ja, die Fontana di Trevi schließt ja nicht, also spazierten wir dorthin. Der Platz vor dem Brunnen war voll – wir warteten also kurz bis wir richtig an den Brunnen herankamen und brachen danach wieder auf.

Auf einer der Tiberbrücken hörten wir ein gutes Trio Musik im afrikanischen Stil mit Percussion und einer Art Sitar spielen.

Für unseren letzten Tag in Rom hatten wir uns die Engelsburg vorgenommen. Da war keine Schlange, war etwa montags geschlossen? Es stellte sich heraus, dass 10 Uhr einfach noch früh genug war. Wieder wurde Fieber gemessen, desinfiziert, Einbahnstraßen-Besucherführung … Egal – die fast leere Engelsburg mit ihren unterschiedlichen Exponaten zog uns in ihren Bann. Zunächst die Verteidigungsanlagen, in denen allerlei altertümliche Kanonen, Gewehre und Ritterrüstungen ausgestellt waren, dann zeigten die durch die Päpste umgebauten Räume immer prächtigeres Dekor bis zum Farbenrausch der Gegenreformation. Im Kontrast dazu die Räume, die für das Militärmuseum im frühen 20. Jahrhundert umgebaut wurden, ebenfalls mit Stuck und Deckengemälden, aber moderner. Schließlich führte der Weg auf das Dach der Burg, von dem man eine absolut atemberaubende Aussicht auf ganz Rom und den Vatikan hat.

Am Nachmittag ging unsere Zeit in Rom zu Ende und wir fuhren zum Bahnhof. Leider waren die Busse trotz Corona voll – jeder zweite Sitz wurde zwar gesperrt, aber dafür drängten sich mehr Leute im Gang. Ganz anders im Frecciarossa, dem italienischen ICE, wo tatsächlich nur die Hälfte der Sitzplätze verkauft wurde und man auch nur mit Reservierung mitfahren konnte. Das aber bei knapp 300 km/h und durchgängigem LTE-Empfang … deutlich besseres System als bei uns. Muss ich noch erwähnen, dass wegen weniger Minuten Verspätung eine ausführliche Mail zur Information auf Deutsch geschickt wurde?

Teil II – Neapel, folgt…